Kooperatives Lernen mit verteilten Informationen

Dieses Projekt greift ein verbreitetes Dilemma auf, mit dem sich Lehrende konfrontiert sehen, wenn sie kooperatives Lernen unterstützen möchten: Sollte man zentrale Lerninhalte auf die Lernenden verteilen, um Wissensinterdependenz zu fördern, wie beispielsweise im klassischen „Gruppenpuzzle“? Oder sollte man eher eine geteilte Wissensbasis schaffen, um den „common ground“ und damit die Verständigung und Koordination zu fördern?

Basierend auf der existierenden Literatur zur Informationsverarbeitung in Gruppen und den Ergebnisses dieses Projekts schlagen wir einen Ausweg aus diesem Dilemma vor: Schwache Wissensinterdependenz anstelle „starker“ Wissensinterdependenz (Deiglmayr & Schalk, 2013). Schwache Wissensinterdependenz bedeutet, dass alle Lernenden sich schon vor Beginn der Kooperation mit den zentralen Lerninhalten auseinandergesetzt haben, so dass diesbezüglich eine geteilte Wissensbasis (Common Ground) in der Gruppe besteht. Die einzelnen Lernenden erarbeiten sich die zentralen Lerninhalte jedoch eingebettet in jeweils unterschiedliche Kontexte wie z.B. Anwendungskontexte, Textaufgaben, Fallbeispiele oder Repräsentationsformen. Diese „schwache“ Form von Wissensinterdependenz stellt sicher, dass die Lernenden bei einer späteren Kooperation vom Austausch divergierender Perspektiven und komplementärer Informationen profitieren können, während zentrale Lerninhalte von Anfang an geteilt sind.

In unseren Studien arbeiten wir mit detaillierten Analysen von Prozessdaten u.a. Selbsterklärungen, Chatprotkolle oder Log Files. Unsere Auswertungen dieser Daten basieren auf dem sogenannten ICAP Framework (Chi & Wylie, 2014) und testen die Hypothese, dass insbesondere interaktive, ko-konstruktive Lernprozesse entscheidend sind, was das individuelle Lernen aus der Kooperation angeht. Beispielsweise konnten wir zeigen, dass insbesondere interaktive Lernaktivitäten die positiven Effekte von „schwacher“ Wissensinterdependenz auf individuelles Lernen vermitteln (Deiglmayr & Schalk, 2015).

Forschende externe SeiteProf. Dr. Anne Deiglmayr externe SeiteProf. Dr. Lennart Schalk

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